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den Lehmexpress in der Chronologie der Aktionen
von 1997-2021 über den Weiter-Button. |
Projekt
Kasbah Asslim 1997 und davor
Es begann im Jahre
1984. Ich hatte gerade eine Zimmermannslehre
angefangen und ich bekam Interesse am Lehmbau..
Zu dieser Zeit konzentrierte sich alles
auf den Baustoff Erde. Ich besuchte die
nationalen - und internationalen Lehmbautagungen.
Ich erfuhr dort, das Mutterland des Lehmbaus
sei der Jemen. Das New York des Lehmbaus
heißt Saana, und besteht aus wolkenkratzerartigen
Lehmhochhäusern. Ich war derartig neugierig
und suchte Kontakte um in diesem Land zu
arbeiten und zu studieren. Es stellte sich
heraus, dass die Flüge sehr teuer,
und das Klima extrem anstrengend ist. Alles
in allem fand ich keinen Kontakt.
Währenddessen kam Jahr für Jahr
eine Ansichtskarte von meinem Freund Hermann
Nick aus Marokko, worin zu lesen war: "Hier
gibt es ganze Städte aus Lehm",
und auf der Bildseite sah ich auf Eseln
sitzende Marokkaner an großen Lehmburgen
vorbei reiten.
"Manni, komme doch einfach mal hier
vorbei, es ist sicher was für dich."
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Die Stadt Asslim
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1997
In diesem Jahr entschloss ich mich, mit
der Fotografin Stephanie Witzel, eine Reise
dorthin zu unternehmen. Erstens, um eine
Fotodokumentation über den marokkanischen
Lehmbau zu machen, und wenn es sich ergibt,
auch praktisch zu arbeiten.
Anlaufpunkt war die Kasbah (Lehmburg) Asslim,
der Sippe des Caid mit ihrem großen
Arkadenhof am Rande der Stadt Agdz. Sie
liegt in der Djebel Saghro, das heißt
in einer Stein- und Felsenwüste. Die
Kasbah ist an der höchsten Stelle 18,50
m hoch und liegt am Rande der uralten Ksour
( Stadt) Asslim. Diese Stadt liegt südlich
des Atlas - Gebirges am Rande der Sahara
in einem Palmenhain. Dass Menschen hier
leben können, ist nur durch die Queed-Draa
möglich. Als längster Fluss Marokkos
wird er durch den Regen und Schnee des Atlas
- Gebirges gespeist. Dieses Gebirge ist
die Wasser-, Regen- und Klimascheide für
diese Region. Mit 10cm Niederschlag im Jahresmittel
ist es eine der regenärmsten bewohnten
Gebiete der Welt. Ohne den Flusslauf würde
hier ein Leben nicht möglich sein.
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Kasbah
Caid Ali
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Ich
fand eine blühende Oase mit Tausenden
Dattelpalmen vor. Darunter die schönsten
Gemüsegärten und das ohrenbetäubende
Gezwitscher der Vögel. So stelle
ich mir den Garten Eden vor, oder das
Paradies.
Mitten in dieser Oase lebt ein Teil der
Sippe des Caid. Der Caid war früher
das Stammesoberhaupt der Mezguita - Berber,
die dieses Gebiet schon vor 450 Jahren
besiedelten, und die von und nach Schwarz
- Afrika kommenden/gehenden Karawanen
kontrollierten. Unser Gastgeber Achmed
ist einer der Söhne des Caid Ali,
der noch vor der Übernahme der Franzosen
hier in diesem Gebiet die Regierungsgewalt
inne hatte.
In diesem Jahr versuchte ich vergeblich
mit den Einheimischen zu arbeiten, sie
saßen immer beim Tee, oder waren
in der Moschee. Aber die Fotodokumentation
bescherte mir einen Fundus an Bildern,
wodurch mir dort die Idee kam, die "Entstehung
der Erde und die Verarbeitung durch den
Menschen" in Dia- Form als Vortrag
zu erarbeiten. Denn was ich vorfand, war
faszinierend. Eine innere Stimme sagte
mir: dass musst du unbedingt daheim zeigen.
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Die
Idee für die Vortragsreihe: "Konzert
und Dia" war geboren. Sie wurde in
den nächsten Jahren nur verändert
und verfeinert.
Auch entwickelte sich der Kontakt zu M`Barek,
einem Sohn von Achmed. Er lebt in der großen
Kreisstadt Ouarzazate und arbeitet in der
Organisation CERCAS, deren Ziel die
Wiederbelebung und Erhaltung der Lehmarchitektur
in der Atlas- und Subatlas-Region ist. Er
hat in Fes Philosophie und Soziologie studiert,
und arbeitet jetzt als Soziologe. Mit ihm
entwickelte sich die Zukunft des "LEHMEXPESS".
Er machte mir den Vorschlag im nächsten
Jahr in Agdz an den Schäden der Arkadensäulen
zu arbeiten. Ich hatte die Vorstellung mit
drei/vier Leuten dorthin zu kommen, um mit
einem Lehmbaumeister dort an den eingestürzten
Säulen zu arbeiten. Die Baustelle hatte
ich gar nicht richtig gesehen, aber ich
dachte: "Das schaffen wir schon!"
Durch eine Vortragsreihe der Diashow "Entstehung
der Erde und die Verarbeitung durch den
Menschen" fragte ich die Besucher,
ob sie nicht Lust und Laune hätten,
nächstes Jahr mitzufahren und der Sippe
beim Erhalt Ihrer Architektur zu helfen.
Das Unglaubliche geschah, es meldeten sich
25 Menschen aus allen Teilen Deutschlands,
ja sogar aus Italien, und wollten beim "LEHMEXPRESS"
mitmachen. Jeder gab 100 DM, und damit war
er angemeldet.
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Die Stadt Asslim
in der Oase Draa
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Nach
Absprache mit der Sippe einigten wir uns
darauf, dass marokkanische Handwerker vorher
Lehmziegel herstellen, die wir dann unter
Leitung eines Maalem (Lehmmeister) wieder
dort aufstellten, wo sie einmal vermauert
waren. Mit dem eingezahlten Geld wurden
die Handwerker und die Materialien und Werkzeuge
bezahlt.
Am Erstaunlichsten war die Erkenntnis, die
umgestürzten Mauern mit Wasser wieder
zu Steinen zu formen, um sie dann wieder
mit Lehm-Mörtel zu vermauern. Wir hatten
keinen Abriss, keinen Abtransport von Bauschutt
und das Material lag direkt vor Ort. |
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